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Akuter/Chronischer Schmerz

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Die Beurteilung von erstmals bestehenden Rückenschmerzen gestaltet sich manchmal schwierig, da sich hinter dem Symptom Rückenschmerz eine Vielzahl von Erkrankungen verstecken können, die ihre Ursache entweder im Bereich der Strukturen der Wirbelsäule, aber auch in anderen Organsystemen haben können.
Bei der Diagnosestellung von Rückenschmerzen ist es wichtig, rasch zu differenzieren, ob es sich um unkomplizierte, unspezifische Rückenschmerzen, radikuläre Rückenschmerzen durch Kompression der Spinalnervenwurzel, Rückenschmerzen durch bedrohliche Erkrankungen oder Verletzungen oder um einen bereits chronifizierten Schmerzzustand handelt.

Wodurch können Rückenschmerzen verursacht werden (Differentialdiagnose)?

Ursachen, die im Bereich der Wirbelsäule liegen (vertebral)
  • degenerativ: Bandscheibenleiden, Spondylarthrose, Osteochondrose
  • Fehlbildungen, statische Störungen: Spondylolisthesis, Skoliose
  • Wirbelbrüche
  • Tumore: Knochentumore, Wirbelmetastasen
  • entzündlich/immunologisch: Morbus Bechterew, Rheumatoide Arthritis, Osteomyelitis, Tuberkulose,
  • Entwicklungsstörung: M. Scheuermann
  • endokrin/metabolisch: Osteoporose, Hyperparathyreoidismus,

Ursachen, die außerhalb der Wirbelsäule liegen (extravertebral)

  • psychogen: chronifizierte Rückenschmerzen, Depression
  • gynäkologisch: Prozesse an Eileiter und Gebärmutter
  • retroperitoneal: Tumore u. Metastasen
  • Gefäßsystem: spinale Durchblutungsstörungen, Aortenaneurysma
  • Niere und ableitende Harnwege: Nierentumor, Nieren- und Harnleiterstein, Nierenbeckenentzündung

Was bedeutet „akuter Rückenschmerz”?

Akut auftretende Rückenschmerzen zeigen sich als Komplex aus folgenden Symptomen:
  • Auftretende Funktionsstörungen (motorisch, sensibel) in unterschiedlicher Ausprägung
  • Regional begrenzter Schmerz
  • Unterschiedlich starke Schmerzintensität
  • Kurze Schmerzdauer < 4 Wochen
  • Klingen unter adäquater Therapie, teilweise auch von selbst ab

Was bedeutet „chronischer Rückenschmerz”?

Es gibt eine Vielzahl von Veröffentlichungen über die Chronifizierung des Schmerzes, die Angaben, ab wann ein Schmerzzustand als chronisch zu definieren ist, schwanken zwischen 7 Wochen und 6 Monaten. Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle, welche Faktoren für die Schmerzchronifizierung verantwortlich sind:

Basler hat 1994 „5 Dimensionen des chronischen Schmerzes” beschrieben, die entscheidenden Faktoren sind:

  • Krankheitsdauer
  • Anzahl der Behandlungsversuche (Anzahl der Ärzte, verschiedener Therapien Operationen und von Rehabilitationsmaßnahmen)
  • psychische Beeinträchtigung (Depression, Angst, Katastrophisieren, Hilflosigkeit)
  • soziale Beeinträchtigung (Veränderung sozialer Rollen, soziale Isolation)
  • berufliche Folgen (Fehltage, Arbeitsplatzverlust, Umschulung, Berentung)

Die Entstehung eines chronischen Schmerzzustands ist immer das komplexe Zusammenspiel einer Vielzahl von individuellen Einzelfaktoren, die als Auslöser wirken können. Als mögliche Risikofaktoren können im Einzelfall folgende Faktoren eine Rolle spielen:

  • Berufliche Faktoren
  • Bildungsstand
  • Beruflicher Status
  • Arbeitszufriedenheit
  • Einkommen
  • Rentenbegehren
  • Soziodemographische Faktoren
  • Alter
  • Geschlecht
  • Familienstand
  • Soziales Netz
  • Lebensstil und körperliche Aktivität
  • Alkohol
  • Drogen
  • Rauchen
  • Körperliche Inaktivität
  • Psychische Faktoren
  • Depression, Angst
  • Stress
  • Schmerzanamnese
  • Dauer der Krankschreibung
  • Dauer und Intensität der Schmerzen
  • Befall mehrerer Schmerzregionen

Der chronifizierte Schmerz kann sich zu einer eigenständigen Schmerzkrankheit entwickeln, die sich zunehmend von ihrer primären Ursache (zum Beispiel einem unkomplizierten Rückenschmerz) abkoppelt. Die Behandlung einer bestehenden Schmerzkrankheit setzt ein multimodales Therapiekonzept voraus, das die bestehenden körperlichen, psychischen und sozialen Ursachen des chronischen Schmerzzustands zusammen behandelt.